Friedemann Vogel - Tänzer aus Leidenschaft

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AUTOR/IN
Katja Trautwein
Stefanie Molitor
Stefanie Molitor

Tokio, Paris, Moskau – Friedemann Vogel aus Stuttgart ist auf den Bühnen der Welt zu Hause. Seit er zehn Jahre alt ist, hat er nur ein Ziel: Er will Balletttänzer werden. 2015 ernennt ihn das Land Baden-Württemberg zum Kammertänzer - ein Ritterschlag. Doch der Erfolg hat auch seinen Preis.

"Ich bin nach dem Tanzen oft fix und fertig und merke dann, dass meine Partnerinnen kaum schwitzen, weil sie gefühlt die ganze Zeit von mir nur rumgetragen werden. (lacht) Ich glaube, sie haben da wirklich eine schöne Zeit in der Luft."

Erfolg und Einsamkeit

Friedemanns Tänzerlaufbahn beginnt im Alter von zehn Jahren mit der Aufnahme an die staatliche Ballettausbildungsstätte des Stuttgarter Balletts. Er lernt früh: Tanzen bedeutet, selbstständig zu sein: „Ich wurde viel auf Wettbewerbe geschickt – oft ganz alleine. Ich bin nach Amerika geflogen und da ist niemand mitgekommen. Da war ich 16 Jahre alt und habe viel gelernt. Dass ich oft alleine auf Tour bin, ist jetzt auch der Hauptteil meines Lebens.“

Die Welt erobert

Mittlerweile hat Friedemann 40 Bühnen in 24 Ländern erobert und zahlreiche bedeutende Tanzpreise und Auszeichnungen gewonnen. 2015 ernennt ihn das Land Baden-Württemberg zum Kammertänzer – die höchste Auszeichnung für Tänzer in Deutschland.

Aufführungsmarathon

Friedemann ist auch der einzige deutsche Tänzer, der am renommierten World Ballet Festival in Tokio teilnimmt. Ein reiner Aufführungsmarathon: Elf Auftrittstage innerhalb von rund zwei Wochen. „Wenn man morgens aufsteht, ist der Kopf manchmal schon so: Oh Gott, jetzt nochmal aufwärmen. Aber das sind so Schwankungen. Vielleicht muss man auch nur mal einen Tag freihaben. Aber in dem Festival geht das nicht, da muss man durchpowern.“

Wann ist Schluss?

Friedemann ist inzwischen 42 Jahre alt. „Manche Kompagnie, wie die Pariser Oper, haben ein richtiges Rentenalter. Mit 42 müssen die auf den Tag genau aufhören. Aber die Tänzer bekommen dort eine richtige Rente. Das ist in Deutschland nicht so. Wir müssen dann praktisch einen neuen Beruf machen.“ Konkrete Pläne hat er dafür noch nicht: „Es kann heute, es kann morgen vorbei sein, wenn man sich verletzt. Und es kann auch länger gut gehen. Deswegen ist es so schwer zu planen. Ich will auch nicht planen. Planen hat überhaupt nichts mit Kunst zu tun oder mit künstlerischem Denken. Aber ich würde schon gerne in der Branche bleiben.“